Schutzhandschuhe

Schutzhandschuhe

 

Unsere Hand besteht aus Knochen, Gelenken, Muskeln und über 10.000 Nervenzellen. Sie ist ein aktives Sinnesorgan und Handwerkzeug mit dem wir tasten, greifen und sogar sprechen können.

Um unsere Hände vor vielerlei Gefahren, wie beispielsweise Verbrennungen, Verätzungen oder auch Schnitten zu schützen, ist es in einigen Arbeitsbereichen notwendig, Schutzhandschuhe zu tragen.

Falls für die Hände bei der Arbeit eine Verletzungsgefahr besteht, muss der Arbeitgeber in Deutschland seinem Beschäftigten geeignete Schutzhandschuhe in ausreichender Zahl und in individuellen Größen bereitstellen. Ebenfalls ist der Mitarbeiter verpflichtet, diese vorhandenen Schutzhandschuhe während der Arbeit zu benützen.

 

Kennzeichnung

Schutzhandschuhe gehören zur Persönlichen Schutzausrüstung (PSA) und sind gemäß der Europäischen Richtlinie für PSA ebenso wie andere PSA in drei Kategorien unterteilt. Zur ersten Kategorie zählen Handschuhe, welche für geringe Risiken getragen werden. Diese sind einfache Handschuhe wie Garten- oder Spülhandschuh, der überwiegend Schmutz und Nässe abhält. Schutzhandschuhe der zweiten Kategorie kommen bei mittleren Risiken zum Einsatz, welche Schäden verursachen, die reparabel sind. Alle Handschuhe, die im Umgang mit Chemikalien, Strahlung, Hitze über 100°C und Kälte unter -50°C getragen werden, sind komplexer gebaut und zählen zur Kategorie drei. Hierbei ist davon auszugehen, dass ohne Schutzhandschuhe eine unumkehrbare Schädigung auftritt oder auch einen tödlichen Verlauf nimmt.

Produkte der Kategorie lll müssen neben der bereits bei Kategorie ll erfolgenden Baumusterprüfung eine mindestens einmal pro Jahr stattfindende Qualitätsprüfung durch ein unabhängiges Prüfinstitut durchlaufen. Neben der Verpflichtung eine Bedienungsanleitung beizufügen, die im deutschsprachigen Raum in deutscher Sprache verfasst sein muss, müssen die Schutzhandschuhe je nach Kategorie eine fest definierte Kennzeichnung aufweisen. Somit ist ein Rückschluss auf alle drei Kategorien möglich.

 

Allgemeines

Bei der Entwicklung und Herstellung von Schutzhandschuhen muss darauf geachtet werden, dass sie Schutz gewährleisten, wenn sie laut den Anweisungen des Herstellers benutzt werden. Bei entsprechender Anwendung dürfen sie den Träger keinesfalls schädigen. Die verwendeten Materialien dürfen die Gesundheit des Benutzers unter keinen Umständen schädigen. Alle Stoffe, die Allergien oder Kontaktdermatitis verursachen können, müssen angegeben werden. Auch muss auf Nachfrage eine Liste aller bei der Herstellung des Handschuhs verwendeten Materialien oder aller enthaltenen Substanzen zur Verfügung stehen.

 

Formen

Schutzhandschuhe werden in drei Formen unterteilt, die nach Handschuhform und den geforderten Greifeigenschaften unterschieden werden.

Fausthandschuhe werden für grobe Arbeiten hergenommen, wie etwa zum Schutz vor Hitze in metallverarbeitenden Betrieben oder in Bäckereien, um die heißen Bleche aus den Öfen zu holen.

Dreifingerhandschuhe finden dort Verwendung, wo die Beweglichkeit bestimmter Finger erforderlich ist, aber dennoch nur grobe Arbeiten erledigt werden müssen.

Fünffingerhandschuhe bieten beste Voraussetzungen für Arbeitsbereiche, in denen die Beweglichkeit aller Finger nötig ist, um die Arbeit problemlos zu erledigen.

 

Schutzwirkung

So verschieden wie die Gefahren für unsere Hände sind, so brauchen sie auch dementsprechenden Schutz. Bis zum Handgelenk schützen die Schutzhandschuhe unsere Hand und, je nach Stulpenlänge, sogar darüber hinaus.

Hier unterscheidet man zwischen verschiedenen Gefahren:

  • Mechanische Gefahren
  • Thermische Gefahren
  • Chemische Gefahren
  • Biologische Gefahren
  • Elektrische Gefahren
  • Gefahren durch Strahlen

 

Zu den mechanischen Gefahren zählen Stiche, Schnitte und Schläge, aber auch Abschürfungen und Verletzungen durch Vibration. Die Einwirkung von Hitze und Kälte sowie Schweißspritzer sind thermische Gefahrenquellen und können zu Erfrierungen und schweren Verbrennungen führen. In Laboren sind Schutzhandschuhe ebenfalls von großer Bedeutung, da sie unsere Hände bei der Arbeit mit Chemikalien vor Verätzungen, Reizungen und sogar Vergiftungen bewahren können. Hierbei ist zu beachten, dass viele Chemikalien trotzdem imstande sind, einige Materialien langsam zu durchdringen und daher keinen zuverlässigen Schutz bieten. Vor Übertragung von Infektionen, der sogenannten biologischen Gefahr, schützen Einweghandschuhe, die es paarweise steril verpackt oder unsteril in Großpackungen gibt. Ein elektrischer Schlag kann zu gravierenden Verletzungen führen, daher sollten hier ebenfalls genormte Schutzhandschuhe zum Einsatz kommen. Zu guter Letzt kommt noch die Gefährdung durch verschiedene Strahlungen. Hierzu zählt die UV-Strahlung, die Wärmestrahlung, Laserstrahlung und die ionisierende Strahlung.

 

Material

Bei der Herstellung werden je nach Verwendungszweck der Handschuhe verschiedene Materialien verwendet und manchmal auch kombiniert.

Eines der ältesten Materialien ist das Tierprodukt Leder, welches vor allem als Schutz gegen mechanische Gefährdung und für Schweißarbeiten verwendet wird.

Ebenfalls ein natürlicher Rohstoff ist Naturkautschuk (Latex), wird aber wegen der allergenen Wirkung oft durch Kunststoffe ersetzt.

Für die Herstellung von Hitzeschutzhandschuhen wurde früher Asbest verwendet, dieses wurde durch Mineral- und Glasfasern abgelöst.

Textilien kommen bei Hitze, Kälte und Schnitten (Kevlar) als Schutz zum Einsatz. Zur Vermeidung von Schweißbildung werden auch textile Innenhandschuhe hergestellt oder der Handschuh mit einem textilen Innenfutter ausgekleidet.

Kunststoffe wie Nitrilkautschuk, Butylkautschuk, Neopren, Chloropren, sowie Polyvinylchlorid (PVC) und Polyvinylalkohol werden überwiegend als Beschichtung von Textilhandschuhen genutzt. Von reinen Kunststoffhandschuhen ist aufgrund der Feuchtigkeitsundurchlässigkeit abzuraten, da sie durch Schweißbildung feucht werden und dies bei dauerhaftem Gebrauch zu Hautschädigungen führen kann.

Auch werden Handschuhe aus Metallen gefertigt, wie beispielsweise Kettenhandschuhe für die Fleischverarbeitung und Stahlnetzhandschuhe. Als Schutz gegen ionisierende Strahlung wird das Schwermetall Blei verwendet.

 

Normen

In der EU verwendete Schutzhandschuhe müssen gewisse Anforderungen erfüllen, welche in folgenden Normen definiert sind:

  • EN 420 Allgemeine Anforderungen für Handschuhe
  • EN 374 Schutzhandschuhe gegen Chemikalien und Mikroorganismen
  • EN 381.4 Schutzhandschuhe für die Benutzer handgeführter Kettensägen
  • EN 388 Schutzhandschuhe gegen mechanische Risiken
  • EN 407 Schutzhandschuhe gegen thermische Risiken
  • EN 421 Schutzhandschuhe gegen ionisierende Strahlen einschließlich Kontamination und Bestrahlung
  • EN 455 Medizinische Schutzhandschuhe
  • EN 511 Schutzhandschuhe gegen Kälte
  • EN 659 Feuerwehrschutzhandschuhe
  • EN 1082 Schutzhandschuhe für den Umgang mit Handmessern
  • EN 10819 Schutzhandschuhe gegen Vibrationen
  • EN 12477 Schutzhandschuhe für Schweißer
  • EN 16350 Schutzhandschuhe gegen elektrostatische Risiken
  • EN 60903 isolierende Schutzhandschuhe für Arbeiten unter elektrischer Spannung

Um den besten Schutz für Ihre Hände zu gewährleisten, werden zusätzliche Prüfverfahren durchgeführt. Einige dieser Handschuhe müssen verschiedene Kriterien erfüllen, welche noch weiter in Leistungsklassen und -stufen unterteilt werden, wie beispielsweise die Anforderung an die Schnittfestigkeit.

 

Zu guter Letzt

Bereits unsere Vorfahren wussten sich bei kalten Temperaturen zu helfen, um Erfrierungen zu verhindern. Roh zubereitete Felle und Knochenspangen fanden hier Verwendung. Die ursprüngliche Handschuh-Form war eher sackartig und ohne Daumen, dennoch boten Sie Schutz. Andere Kulturen trugen zum Essen Handschuhe, um Verbrennungen durch heiße Speisen zu verhindern, da noch keine Gabeln in Gebrauch waren. Medizinische Schutzhandschuhe fanden erstmals 1758 vom deutschen Arzt Johann Julius Walbaum Verwendung. Diese Handbedeckung bestand aus gewässertem Schafsdarm.

In der heutigen Zeit brauchen wir noch viel mehr Schutz. Chemikalien, Strom und Strahlen, die Zeit verändert sich und die Schutzausrüstung muss dem angepasst werden.