Zunftkleidung

Die Kluft, auch Zunftkleidung genannt

Hin und wieder sieht man sie an den Straßen stehen, allein oder in kleinen Gruppen, Frauen wie Männer in einer Kleidung, die auf den ersten Blick recht seltsam aussieht. Sie tragen Hosen mit weitem Schlag, einen Hut mit weiter Krempe, ein weißes Hemd und einen Stock mit einem Bündel dran. Viele stellen sich vielleicht die Frage warum sie so angezogen sind und was es damit auf sich hat.

 

Entstehung und gesellschaftliche Hintergründe

Die Zunftkleidung wird auch oft Kluft genannt und leitet sich aus dem hebräischen Wort „qellippa“ ab, was so viel wie Schale oder Rinde bedeutet. Die Kluft, welche vor allem während der Wanderjahre eines Gesellen aus dem Handwerk getragen wird, ist eine traditionelle Bekleidung oder Tracht und dient in erster Linie dem Schutz des Trägers - daher auch Arbeitsschutzkleidung – aber auch als Erkennungszeichen einzelner Zünfte.

Die gesellschaftliche Rangordnung wurde in der mittelalterlichen Ständeordnung des 13. Bis 15. Jahrhunderts oftmals über die Kleidung zum Ausdruck gebracht. Dabei spielten viele Faktoren eine Rolle, beispielsweise eine Vereinheitlichung der Kleidung, das heißt Schnitt, Stoff, Farbe und verschönernde Ergänzungen.

Seit der Gründung von Zünften im frühen Mittelalter sind in den Zunftordnungen sämtliche Vorschriften und Satzungen niedergeschrieben, so auch die Kleidung der Handwerker, die strenge Auflagen erfüllen musste.

In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden durch die Gewerbefreiheit die Zünfte abgeschafft. Seit dieser Zeit besteht die traditionelle Kluft aus verschiedenen Bestandteilen, welche wir uns genauer ansehen werden.

 

Bestandteile der traditionellen Zunftkleidung

Der Hut

Stets in Schwarz steht ganz oben der Hut. Dieser ist entweder ein Schlapphut mit breiter Krempe, ein Zylinder oder ein Koks. Zimmerleute tragen normalerweise einen Schlapphut, den sogenannten Obermann. Dieser hatte in der Gesellschaft einen hohen Stellenwert denn er stand für den freien Mann, was im Mittelalter nicht selbstverständlich war, und wird nur zu besonderen Gelegenheiten abgenommen, beispielsweise beim Essen, jedoch nicht in fremden Gasthäusern.

Die Staude

Ein weißes Hemd, welches keinen Kragen hat und manchmal auch mit abgesteppten Nähten, den sogenannten Biesen, versehen ist.

Die Hose

Bei der Hose kann die Schlagweite variieren, was aber auf keinen Fall fehlen darf sind die Seitentaschen für die benötigten Utensilien wie Meterstab, Bleistift etc. Die Hose ist fast ausnahmslos mit zwei Reißverschlüssen versehen. Warum eigentlich mit Schlag und zwei Reißverschlüssen? Der Schlag soll verhindern, dass Späne oder ähnliches in den Schuh gelangen kann, was heißt, die Schuhe sollen gerade so bedeckt sein. 65 cm beträgt die traditionelle Schlagweite. Von den Schiffszimmermännern wurde das klassische Aussehen übernommen, da diese öfter mal „baden“ gingen, kamen sie durch zwei Reißverschlüsse schneller aus der Hose.

Die Weste

An der Weste sind acht weiße Perlmuttknöpfe angenäht, wobei das Garn den Buchstaben „Z“ bildet, außer bei den Freien Vogtländer Deutschlands, welche ein „V“ verlangen. Die Knöpfe stehen für den typischen 8-Stunden-Arbeitstag.

Das Jackett

Dieses ist vorne mit sechs Perlmuttknöpfen versehen, welche die 6-Tage-Woche symbolisieren. Zusätzlich befinden sich jeweils drei Knöpfe an den Ärmeln, die stellvertretend für die drei Lehrjahre und Wanderjahre stehen.

Die Schuhe oder Stiefel

In den meisten Fällen sind diese schwarz, können aber auch einfach nur dunkel sein.

Die Ehrbarkeit

Hiermit kann anhand der Farbe die Zugehörigkeit des Gesellen zu einem Schacht erkannt werden. Die Ehrbarkeit ähnelt einer Krawatte oder einem Binder und wird nicht von Freireisenden getragen.

Der Ohrring

Dieser kann möglicherweise mit einem gezielten Schlag mit Hammer und Nagel gestochen werden und wird auch mit Zunftzeichen getragen.

Der Stenz

Vor allem bei Wandergesellen sieht man ihn, den Wanderstock. Jeder Wandergeselle muss sich den aus speziellem Holz gefertigten Stenz selber suchen.

Das Koppel

Als Koppel bezeichnet man einen Gürtel, welcher Teil einer Uniform ist. Das Koppel wird mit einem Koppelschloss - mit jeweiligem zugehörigem Zunftzeichen - verschlossen.

Die Taschenuhr

Diese ist mit einer Uhrkette an der Weste befestigt. An der Kette finden die Wappen der besuchten Städte ihren Platz, ähnlich einem Charivari.

Der Charlottenburger

Ein bedrucktes, 80x80 cm großes Tuch, das auch Charlie oder Berliner genannt wird. In dieses wickelt der Wandergeselle sein Hab und Gut.

 

Farben der Zunftkleidung

Je nach Beruf variiert die Farbe, so wird bei Holzberufen wie Zimmerer schwarz getragen, helle Farben bei Steinberufen (früher weiß). Maurer tragen grau und die Zunftkleidung für Steinmetz und Steinbildhauer ist beige oder hellbraun. Zunftkleidung gibt es aber nicht nur in Handwerksberufen, sondern auch in Textilberufen, hier kommt rot zum Einsatz. Auch bei Köchen und in Lebensmittelberufen sieht man oft noch die Kluft im Pepita-Muster.

 

Materialien der Zunftkleidung

Zunftkleidung wird aus den verschiedensten Materialien gefertigt. Robust und langlebig muss der Stoff sein, angenehm zu tragen und natürlich den Träger auch vor Verletzungen schützen. Verschiedene Cord-Arten kommen hier zum Einsatz, wie beispielsweise Trenkercord mit 10 bis 25 Rippen, aber auch Genuacord oder Manchester welche mit 25 bis 40 Rippen etwas feiner sind. Deutschleder, Pilot und Zwirn-Doppel-Pilot finden ebenfalls Verwendung, diese sind nicht aus Leder, sondern ganz oder fast ausschließlich aus Baumwolle in robuster Köper- oder Atlasbindung (Grundbindungsarten für gewebte Stoffe).

Einer der bekanntesten europaweiten Marktführer in Sachen Zunftkleidung ist die Firma FHB und in unserem Shop finden Sie eine große Auswahl an Zunftkleidung und Zubehör.

 

Zusammenfassung

Nach wie vor sieht man heute noch Gesellen auf ihrer Wanderschaft in traditioneller Zunftkleidung, vor allem Zimmerer, Dachdecker, Maurer und Co.

Was auch wichtig ist, die Zunftkleidung ist absolut alltagstauglich, da sie robust und funktional zugleich ist. Am beliebtesten ist noch immer die klassische Cord-Hose, aber auch Jeans mit Schlag sowie Deutschleder und Doppel-Pilot wird gern getragen. Für die heißen Tage gibt es mittlerweile Zunft-Shorts und Kurzarm-Stauden.

Das unverwechselbare, traditionsreiche Äußere wird heutzutage nicht mehr von jedem Handwerker während der Arbeit getragen, dennoch ist es zu festlichen Anlässen und auf der Tippelei sehr beliebt und gern gesehen.

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